
Die Entwicklung des Kampfflugzeuges N-20 Aiguillon durch das F+W in Emmen war in mancher Hinsicht zu dieser Zeit visionär und einzigartig. Anhand von umfangreichen Untersuchungen im eigenen Windkanal, Rechenschieberberechnungen und Flugmodellen wurde das Flugzeug im Detail konstruiert. Über all diesen Daten schwebte die Frage wie weit diese auf das Flugzeug in voller Grösse übertragbar sind. Es wurde entschieden ein 60% Modell der Aiguillon zu bauen und diese mit Flugversuchen zu verifizieren: Die N-20.1. Nebenbei sollte dies auch der Motivation der Belegschaft dienen und nicht zuletzt die Entscheidungsträger in Bern beeindrucken.

Ein erster Entwurf sah eine identische Silhouette der N-20 Aiguillon vor mit Doppelfahrwerk, einem Beobachtersitz in der Mitte des Rumpfes, Ballasttanks und einer Feststoffrakete im Heck. Bemerkenswert ist auch das unsymmetrische Profil der äusseren Flügelsektion welches nicht der Aiguillon entspricht.

Der Rumpf wurde in konventioneller Methode aus Holzspanten und Stringer gebaut und mit Sperrholz beplankt.
Auffallend ist die massive Bauweise. Um valable aerodynamische Resulate zu erhalten musste das Flugzeug auch hinsichtlich Gewicht proportional zur N-20 gebaut werden.

Der Flügel wurde durchgehend in einem Stück mit einem ausgesprochen starken Kasten zwischen den beiden gebogegen Holmen gebaut. Als Hauptfahrwerk diente ein Paar Fahrwerkbeine und Räder einer Bf-109. Wie die N-20 hatte auch die N-20.1 Flaps (Trimruder) und Slats. Sie wurden über komplizierte Seilzüge hinein in den Rumpf betätigt, wie auch die Elevonsteuerung.

Die Entstehung der N-20.1 im Film

Nach nur 8 Monaten Bauzeit wurde das gesamte Flugzeug im Windkanal getestet.
Gut sichtbar ist der Auslass der eingebauten Feststoffrakete im Heck. Die hinterste Sektion des Rumpfes wurde nicht aus Holz sondern aus Stahlblech (!) gebaut und mit Asbest ausgekleidet.

Die Filmaufnahmen der ganzen N-20.1 zusammen mit Testpilot Läderach im Cockpit im Windkanal sind legendär. Es wurde tatsächlich versucht das Flugzeug im Luftstrom zu fliegen.

Filmaufnahmen des Rollouts 1948 und den furchtlosen Bodenversuchen mit der Rakete im Heck. Der Erstflug fand am 17.4.1948 statt. Für die Flugversuche wurde die N-20.1 mit einer C-3605 auf ca. 3000m ü. M. Höhe geschleppt. Dort wurde ausgeklinkt und nach einem kurzen Gleitflug wieder am Ausgangspunkt gelandet.

Nach nur zwei Monaten kam es am 26.6.48 zu einem Zwischenfall.
Die Kabinenhaube löste sich im Flug, die Landung erfolgte knapp ausserhalb des Flugplatzgeländes. Das Flugzeug wurde dabei beschädigt der Testpilot Läderach kam mit einer Schramme am Kopf davon.
Die Beschädigung des Rumpfes war glücklicherweise nur geringfügig und konnte repariert werden.

Es folgten weiter Flugversuche mit Ausklinkhöhen bis 6000m ü.M. Das Fahrwerk wurde eingefahren und es konnten höhere Geschwindigkeiten erreicht werden. Für einzelne Flüge wurden die Canards am Flugzeug installiert. Die gewonnenen Erkenntnisse waren allerdings ernüchternd.

Am 1.7.1949 kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Nach einem unstabilisierten Anflug schlug die N-20.1 vor der Piste auf und wurde zerstört. Der Testpilot Mathez erlitt glücklicherweise nur einige Schürfungen. Gesamtflugzeit bis zu diesem Zeitpunkt 30:18